JAZZ
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JAMES FARM
lames Farm
JAMES FARM
Nonesuch/Warner CD
(69)
Hier geht’s nicht um die .James
Farm“ in Kearney (Missouri), das
Zuhause des
legendären Jesse
James; hier geht’s um ein Kollektiv
aus vier gleichberechtigten Part-
nern, die Wert darauf legen, dass es
keinen Bandleader gibt. Jeder bringt
eigene Stücke mit, jeder trägt in
gleichem Maße zum Projekt bei. Im
ersten Teil des Gruppennamens ste-
cken die Initialen der Musiker: J(os-
hua Redman), A(aron Parks), M(att
Penman), E(ric Hartand); das ver-
bleibende „S“ mag für das speziel-
le Etwas stehen, das dieses Quar-
tett auszeichnet.
Abgesehen von gelegentlichen
Celesta-, E-Piano- oder Heimorgel-
einwürfen (Aaron Parks) ist es
instrumentiert wie eine Acoustic
Combo, doch unter der konventio-
nellen Oberfläche verbirgt sich die
Lust an einem Experimentieren, das
aus dem Zusammenwirken von Me-
lodie und Groove, Struktur und Im-
provisation erwächst. Bevor sie sich
zum Quartett formierten, kannten
sich jeweils drei der Beteiligten aus
anderem Kontext; bevor sie ins Stu-
dio gingen, traten sie seit
2009
als
„James Farm“ auf. Ein bestens ein-
gespieltes Team also, und ein un-
gemein kompaktes Zusammenspiel
ist das Ergebnis.
Joshua Redman zeigt sich einmal
mehr als großer Melodiker auf dem
Saxophon, ein Tenor-Stilist erster
Güte. Unter seine markanten, sang-
baren Linien legt Aaron Parks (Kla-
vier) flirrende Klangflächen, die er
aber gern mal aufwühlt und zer-
klüftet. Matt Penman - bei uns am
ehesten aus Nils Wograms Gruppe
„Root
70
“ bekannt-übernimmt am
Kontrabass die Rolle des Steuer-
manns, der das Ganze zusammen-
hält, derweil Drummer Eric Harland
mit trockenem Beat völlig frei agie-
ren kann. Mit einer Ballade - und
Redman am Sopran - klingt das Al-
bum zart und anmutig aus.
Berthold Klostermann
MUSIK ★
KLANG ★
Das polnische Wasilewski Trio ist ei-
nes der spannenderen unter den
zahllosen Klaviertrios, die derzeit
;
von sich reden machen. Diesmal
;
lässt schon die Auswahl der Fremd-
kompositionen hellhörig werden.
Hanns Eislers Kunstlied „An den
kleinen Radioapparat“, das als „The
Secret Message“ bereits im geho-
benen Pop Einzug hielt (siehe Sting),
;
eröffnet einen Reigen, der, im Wech-
;
sei mit Wasilewski-Originals, mit
;
Stücken von Ornette Coleman, Her-
meto Pascoal und Paul Bley sowie
1
mit der Beatnik-Ballade „.
.. Of The
Sad Young Man“ weitergeht. Das
phänomenale Zusammenspiel des
Trios zieht den Hörer in Bann,
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★ • <
KLANG ★ ★ ★ ★ ■ <
Es sind sensible Stimmungsbilder,
die Tineke Postma in atmosphäri-
schen Kompositionen wie „Before
The Snow“ und „The Observer“ in
Töne kleidet. Dazu passt der luftige
Sound, den die holländische Saxo-
phonistin kreiert. Für ihre Chorusse
bilden Marc van Roons lyrische Pia-
no-Exkursionen die ideale Ergän-
zung. Die Individualität von Post-
mas Improvisationen lässt sich be-
sonders gut in „Off Minor“ nach-
vollziehen.
Offenbar
war
das
verwinkelte Thema von Thelonious
Monk eine Herausforderung, um
auch bei schwierigen Vorgaben ihr
Faible für erlesene Motivketten aus-
zuloten.
G.F.
MUSIK ★
KLANG ★
Tontechniker werden in ihm mitt-
lerweile einen guten alten Bekann-
ten sehen, denn Omar Sosa hat in
den vergangenen Jahren immer mal
wieder die besten Studios vor Ort
besucht, um dort seine Klangvisio-
nen zu entwerfen. „Calma" wurde
bereits vor zwei Jahren in New York
aufgenommen, und man wird sich
wohl in diesem Zusammenhang zu
Recht fragen, warum diese Aufnah-
men erst jetzt veröffentlicht werden.
Darf man vermuten, dass dem Pia-
nisten im Moment etwas der kreati-
ve Atemzug ausgegangen ist und
man nun Archivmaterial veröffent-
licht hat?
Unterm Strich bleibt festzustel-
len, dass Omar Sosa an jenem Ok-
toberabend im Jahr
2009
alle klang-
lichen Möglichkeiten des Flügels
H elge Lien Trio
NATSUKASHII
Ozella/Galiteo CD (als LP geplant)
(S2)
Dunkle Stimmungen bevorzugt
das
Trio des norwegischen Pianisten
Helge Lien. Das beginnt mit dem
träumerischen
Titelstück,
kann
schon mal groovig-tänzerisch wer-
den („Afrikapolka“), an E.S.T. erin-
nern („E“), um mit tiefgründigem
Sinnieren über orgelpunktartigem
Grummeln auszuklingen („Living in
Different Lives“). An Klaviertrios im-
pressionistisch-lyrischer Prägung
ist die skandinavische lazzszene
nicht arm, doch dieses besticht
durch ein über Jahre entwickeltes,
blindes
Zusammenspiel.
Erik
Kongshaugs Meisterschaft am Pult
unterstreicht das Atmosphärische
dieser Produktion.
klm
MUSIK ★
KLANG ★
Y H
nutzte, um den Hörer zu einer weit
gehend spannenden Reise mitzu-
nehmen. Nach gelegentlichen mit-
reißenden Bestandsaufnahmen sei
ner musikalischen Ahnentafel lässt
es der gebürtige Kubaner auf dieser
Solo-Scheibe deutlich verhaltener
und
besinnlicher
angehen.
Es
drängt ihn nicht zum rhythmischen
Auftrieb, wie es das Klischee vom
Karibikanrainer erwarten lässt. So
sa setzt weiche, ausgreifende me-
lodische Linien; statt folkloristi-
schen Überschwangs zarte im-
pressionistische Klangfantasien.
Die Spannung liegt zwischen den
Noten, auch wenn sich Sosas Phra-
sen dabei gelegentlich in introver-
tierten Gefälligkeiten verfangen.
Euphorische Gefühle und Momen-
te der Nachdenklichkeit scheinen
sich dabei offensichtlich die Waa-
ge zu halten.
Das Spiel wirkt für diesen sonst
ebenso virtuos wie glasklar artiku-
lierenden Musiker manchmal über-
raschend spröde, dann wiederum
sehr melodiös, Vergleiche mit Jar-
retts
7
oer-|ahre-Phase sind nicht
von der Hand zu weisen.
Tom Fuchs
MUSIK ★
' i
KLANG ★
136 STEREO 6/2011
* * * * * hervorragend I * * * * sehr gut I * * * solide I ★ * problematisch I * schlecht
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